Alkohol und unsere Gesundheit – Die Dosis macht das Gift
„Ein absolutes NoGo!“, „Jeden Tag eine kleine Menge hält michgesund“, „Gift für die Nerven, Gift für die Leber, Gift fürden Körper“…die Auflistung unterschiedlichster Aussagen die man täglich zu Alkohol hört und liest ist schier unendlich. Eigenartig das Alkohol einerseits in unserer Gesellschaft einen derart hohen Stellenwertgenießt, andererseits aber in der Öffentlichkeit regelmäßig mitvoller Härte abgestraft wird. Ist hier Heuchelei am Werk? – Ein„böse“ Unterstellung 😊
Wie bei vielen Dingen ist es auch bei Alkohol wichtig die Objektivität nicht zu verlieren und sich einen unvoreingenommenen Eindruck zu potenziellen Risiken aber vielleicht auch positiven Effekten zuverschaffen die mit unterschiedlichen Aufnahmegepflogenheiten in Verbindung stehen.
Der heute Beitrag setzt sich genau dies zum Ziel!
Viel Spaß!
Das ist Alkohol
Der wichtigste psychoaktive Bestandteil in alkoholischen Getränken ist Ethanol, besser bekannt als Alkohol. Er entsteht durch alkoholische Gärung, ein enzymatischer Prozess, bei dem Kohlenhydrate, hauptsächlich aber Glucose, unter anoxischen Bedingungen zu Ethanolund Kohlendioxid abgebaut werden. Ethanol enthemmt, trübt unser Urteilsvermögen, führt in Abhängigkeit der Menge auch zumotorischen Einschränkungen und macht uns süchtig. Regelmäßige Alkoholkonsumenten (Steady-Drinker) unterscheiden sich von denen die unregelmäßig dafür aber gerne in größerer Menge zur Flaschegreifen (Bindge-Drinker).
Alkohol und die Leber
Selbst der Laie weiß, dass der Abbau von Alkohol im Körper etwas mit der Leber zu tun hat. Die Leber erfüllt im menschlichen Organismus zahlreiche Aufgaben und ist unter anderem tatsächlich für den Abbaugiftiger (toxischer) Substanzen zuständig zu denen auch Alkoholzählt. Nur eine begrenzte Alkoholmenge kann in einem definierten Zeitraum von der Leber abgebaut werden. Zu hoher und/oder langanhaltender Alkoholmissbrauch führt zu einer Beeinträchtigungder Leberfunktion und kann früher oder später die Entstehung sog.alkoholischer Lebererkrankungen fördern. In diesem Zusammenhangkommt es nicht selten zur alkoholischen Fettleber die durch einerhöhtes Aufkommen von Fett in Leberzellen gekennzeichnet ist. Alkoholische Fettleber tritt bei 90% aller Personen auf die regelmäßig mehr als 15g Alkohol pro Tag zu sich nehmen. Mit ihr verbindet der Betroffene keine direkte Symptomatik und dennoch schadet sie der Funktion sowie dem Stoffwechsel und dem Signalaustausch der Leber mit anderen Einrichtungen des Körpersenorm. Das Gute an der alkoholischen Fettleber ist, dass sie bis zu einem bestimmten Grad reversibel ist, d.h. nach Beendigung der Alkoholaufnahme kann sich die Leber hiervon regenerieren. Insbesondere exzessives Binge-Drinking kann eine Leberentzündungfördern. In schlimmen Fällen sterben Leberzellen ab und werden durch Narbengewebe ersetzt. Im fortgeschrittenen Stadium kommt es im weiteren Verlauf dann nicht selten zu einer schweren undirreversiblen Lebererkrankung namens Zirrhose (Schrumpfleber) (1).
Fazit
Alkohol versteht sich als toxische Substanz. Die Leber ist als entgiftendes Organ für den Abbau von Alkohol verantwortlich. Zu hoher und/oder langanhaltender Alkoholmissbrauch kann zur irreversiblen Schädigungder Leber beitragen.
Alkohol und das Gehirn
Auch auf das Gehirn übt Alkohol einen unmittelbaren Einfluss aus. Er ist in der Lage mühelos die Blut-Hirn-Schranke zu passieren, wo er die Kommunikation zwischen Gehirnzellen stört und so schrittweise das Nervensystem außer Gefecht setzt. Man erkennt diesen Effekt übermotorische Störungen, „lallen“ oder in schlimmen Fällen sogar Black-Outs die mit vollständigem Gedächtnisverlust während der Trinkphase verbunden sind (2). Zwar treten derartige Effekte nur vorrübergehend auf, wer jedoch chronisch Alkohol missbraucht muss mit dauerhaften Beeinträchtigungen der Gehirnfunktion wie Demenzoder einer Schrumpfung des Gehirns rechnen (3,4). Wer Alkohol in Maßen aufnimmt kann sich einigen Studien zur Folge insbesondere im gehobenen Alter davon ein reduziertes Demenzrisiko versprechen(21-23).
Fazit
Alkohol stört die Gehirnfunktion. In Fällen einer Alkoholvergiftung kann es sogar zum Black-Out kommen. Wer dauerhaft über den Durst trinkt riskiert anhaltende Beeinträchtigungen der Gehirnfunktion. Immerhin von gemäßigtem Konsum weiß man um potenziell positive Effekte auf die Gehirngesundheit.
Alkohol und Depressionen
Wo ein kurzfristig ausgelöstes Hoch ist, bleibt das Tief nicht weit. Es waren Boden JM & Fergusson die Daten von Menschen mit gestörtem Alkoholkonsum und Depression sammelten. In deren Forschungsarbeit kann man nachlesen, dass Alkohol das Risiko für das Auftretende pressiver Verstimmungen signifikant erhöht, sofern bereits eine Depressionsneigung vorliegt. Alkohol, so die Forscher, führe eher zur Depression als Depressionen einen Alkoholkonsum begünstigen (5).Wo Alkohol als Hauptursache für Depressionen dingfest gemacht werden kann, führt die Behandlung des Alkoholmissbrauchs zu deutlichen Verbesserungen (24-26).
Fazit
Wer zu Depressionen neigt tut sich keinen Gefallen damit regelmäßig Alkohol zu konsumieren.
Alkohol und Gewichtsmanagement
Alkohol schlägt mit 7 Kalorien zu Buche (zum Vergleich: 1g Fett liefert ~9,3kcal, Kohlenhydrate und Proteine enthalten pro Gramm ~4,1 kcal). Auch die Kalorien aus Alkohol müssen voll in der Kalorienbilanz berücksichtigt werden. Da es für unseren Körper keine Möglichkeit gibt Alkohol zu speichern und er zudem wie bereits genannt alstoxisch gilt, hemmt seine Anwesenheit andere Stoffwechselprozesse wieden Metabolismus von Fett oder Glukose. Von besonderem Interesse ist diese Tatsache, wenn man bedenkt das Alkohol so gut wie nie ohne begleitende sonstige Kalorien aufgenommen wird. Zuckerhaltige Getränke, Snacks oder ein gutes, gehaltvolles Abendessen stellenallesamt gängige Begleiter dar, die dank des enthemmenden Effektsvon Alkohol die Kalorienbilanz gerne aus dem Ruder laufen lassen. Auf der anderen Seite sorgen derartige Kombinationen dafür, dass unser Körper immer zuerst um eine schnelle und optimale Beseitigung des Alkohols bemüht ist, während die anderen Nährstoffe gerne ersteinmal „auf die Seite gepackt werden“ (6).
Trotz dieser Gegebenheiten gibt es keine klare Datenlage die eine vermehrte Zunahme an Körpergewicht durch Alkohol zweifelsfrei belegen würde. Trinkgewohnheit, Alkoholart und Alkoholmenge scheinen eine tragende Rolle zu spielen. In einer Studie (19) nahmen Probanden eine tägliche Kalorienmenge von jeweils 1500 zu sich. Gruppe 1 verzehrte 150 davon über Weißwein, während Gruppe 2, 150 Kalorien aus alkoholfreiem Traubensaft konsumierte. Tatsächlich nahm die Wein-Gruppe binnen der 3-monatigen Testphase mehr Gewicht ab. Andere Untersuchungen belegeneine regelmäßige Gewichtszunahme mit Bier, während Weinkonsum in der Lage zu sein scheint Gewicht zu reduzieren (27-29). Geringe Aufnahmemengen bei Alkohol stehen in Verbindung mit reduzierter Gewichtszunahme, während höhere Alkoholmengen von erhöhter Gewichtszunahme begleitet sind (30).
Fazit
Alkohol liefert pro Gramm eine hohe Kalorienmenge, stört die Verstoffwechslung anderer Nährstoffe und sorgt dank seines enthemmenden Effekts nicht selten zur übermäßigen Aufnahme eigener und begleitender Kalorien. Trotz dieser Erscheinungen lässt sich nicht zweifelsfrei belegen das Alkohol grundsätzlich eine Gewichtszunahme fördert.
Alkohol und das Herz
Herzkrankheiten sind verantwortlich für unzählige Todesfälle jedes Jahr, jeden Tag. Es existieren zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen, die einem leichten und moderaten Alkoholgenuss positive Effekte auf die Herzgesundheit nachsagen. (7-10) Man denkt in diesem Zusammenhang an Wein und Polyphenole (insb. Resveratrol).(12,20) Auf der anderen Seite findet man Daten, wie in der Meta-Analyse von Corrao G et al. die auf ein erhöhtes Risiko für koronare Herzkrankheiten mit steigendem Alkoholkonsum hinweisen. (11)
Einer dieser Gründe kann für positive Effekte ausgehend von Alkoholverantwortlich sein:
- Erhöhung des HDL-Aufkommens im Blut (13)
- Absenkung des Blutdrucks (31)
- Absenken des Aufkommens an Blutgerinnsel-förderndem Fibrinogen im Blut (32)
- Absenken des Diabetes-Risikos als eigenständigem Risikofaktor für Herzkrankheiten (33)
- Vorübergehende Reduzierung des Aufkommens von Stress- und Angstzuständen (34,35)
Fazit
Während mäßiger Alkoholkonsum das Risiko für Herzerkrankungen verringern kann, fördert eine erhöhte Alkoholaufnahme dies.
Alkohol und Diabetes Typ 2
Einst als Altersdiabetes bezeichnet erleiden heute auch schon Kinder diese Krankheit von der, Schätzungen zur Folge, etwa 8% der Weltbevölkerung betroffen sind (36). Interessanterweise senkt Alkohol den Blutzuckerspiegel. Dies geschieht, indem die Umwandlung von Eiweiß und Zucker (kurzfristig) gehemmt wird. Zu den Mahlzeiten aufgenommen berichten Studien von einer 16 bis 37%-igen Reduzierungund auch der Nüchtern-Blutzucker scheint unter Alkoholeinfluss zu sinken. Untersuchungen deuten darauf hin, dass Alkohol positive Effekte bei Insulinresistenz hat, sofern dieser in moderaten Mengen konsumiert wird (14-17). Auch bei Diabetes Typ 2 führt eine Anhebung der Aufnahmemenge zu einer Erhöhung des Erkrankungs-Risikos (18).
Fazit
Eine verringerte Blutzuckerreaktionen und eine verbesserte Insulinsensibilität der Zellen sorgen in Verbindung mit gemäßigten Mengen Alkohol zu einer Risikosenkung bei Diabetes Typ 2.
Resümee
Der dauerhafte Konsum von Alkohol ist definitiv eine schlechte Idee. Erfördert Lebererkrankungen, erhöht das Risiko für Bluthochdruck, Herzinsuffizienz, Demen sowie bestimmte Krebsarten. Betrunkenes Fahren oder anderweitiger Kontrollverlust durch Alkohol erhöht das Verletzungsrisiko. Hinzu kommt ein vermehrtes Aufkommen von Angstzuständen und Depressionen bei Personen die dazu neigen. Pures Gift ist Alkohol schon in kleinen Mengen für ein Ungeborenes.
Wer gemäßigt zur Flasche greift kann damit möglicherweise über ein besseres Sozialgefüge für psychische Ausgeglichenheit sorgen. Studien deuten zudem mit geringen Mengen auf eine Absenkung des Diabetes-Typ-2-Risikos, des Herzinfarkt-Risikos und des Risikos auf Gallensteine hin.
Die noch unbeantwortete Frage des „wie viel ist zu viel“ wird in einer neuen Studie von Wood et al (37) erarbeitet in die knapp 600.000 Probanden involviert waren. Im Vergleich zu Menschen die weniger als 7 Drinks pro Woche zu sich nahmen stellen die Forscherbei Menschen mit 7 bis 14 Drinks pro Woche eine durchschnittlich 6 Monate kürzere Lebenserwartung ab dem 40. Lebensjahr fest. 14 bis 25Drinks pro Woche sorgten für eine verkürzte Lebensdauer von bis zu2 Jahren. Mehr als 25 Drinks pro Woche können sogar 5 Lebensjahre kosten. Eine weitere aktuelle Studie zeigt, dass die Aufnahme von 1 bis 3 Drinks pro Woche zu einer niedrigeren Krebswahrscheinlichkeit und niedrigeren Todesraten führt als dies bei weniger als 1 Drink pro Woche der Fall ist. 1 Drink wird in der Literatur mit 14g Alkoholgehalt beschrieben. Wie dies umzurechnen ist lässt sich HIER entnehmen.
Unterm Strich ist die Studienlage zu Effekten von Alkohol auf die Gesundheitsicher noch nicht in Stein gemeißelt. Die aktuellste Studie zeigt das bestehende Angaben eines „gemäßigten Konsums“ bereits gesundheitliche Folgen haben können. Mit einer Menge zwischen 1 und 6 Drinks pro Woche darf man sich den nochnach aktuellem Kenntnisstand positive Effekte von Alkohol versprechen die mit gänzlicher Abstinenz nicht eintreten.
Sportlicher Gruß
Holger und Daniel
www.Body-Coaches.de
*https://health.gov/dietaryguidelines/2015/guidelines/appendix-9/#footnote1
Quellen:
(1) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3372892/
(2) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20049223
(3) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21487421
(4) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19147798
(5) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21382111
(6) https://www.body-coaches.de/kommt-der-bierbauch-wirklich-von-bier
(7) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12217928
(8) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15956807
(9) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15735217
(10) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21343207
(11) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11070527
(12) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15582912
(13) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12217928
(14) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/7907975
(15) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8222114
(16) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18504547
(17) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15111562
(18) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15864527
(19) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15356671
(20) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2276147/
(21) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12636463
(22) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20617045
(23) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9296132
(24) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19919594
(25) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19713798
(26) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/3216643
(27) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21790610
(28) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12587005
(29) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19550430
(30) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15483203
(31) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16585405
(32) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8814972
(33) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15735217
(34) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12217928
(35) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15956807
(36) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24910221
(37) https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(18)30134-X/fulltext
(38) https://journals.plos.org/plosmedicine/article?id=10.1371/journal.pmed.1002585
Bildquellen: