Cellulite – Erkennen, Verstehen, Vorbeugen, Behandeln
Das ist Cellulite
Mehrere Theorien
1.
Unsere Haut besteht aus einer Epidermis (äußerste Schicht), aus einer Lederhaut mit Haarfollikeln, Schweißdrüsen, Gefäßen und Nervenrezeptoren sowie ersten Bindegewebsstrukturen. Die nächste sog. areolare Schicht bildet subkutanes Fett. Dieses Areal, welches von Bindegewebe umschlossen wird, verbindet man mit der Entstehung von Cellulite. Vereinfacht formuliert kann (geschädigtes) Bindegewebe das Fettgewebe nicht „halten“. In der Folge drückt es durch das Bindegewebe an die Hautoberfläche und es entsteht das typisch „holprige“ Erscheinungsbild der Haut (1). Umgangssprachlich spricht man von Orangenhaut oder eben von Cellulite (2).
2.
Auch eine Abschwächung des Bindegewebes in der Lederhaut wird als Ursache für Cellulite angesehen. (1) Im Laufe des Alters verliert das Bindegewebe an Stabilität. Je nach Genetik und individueller Beschaffenheit des Bindegewebes können darauf basierend Dellen an Hüften, Po und Oberschenkel bereits ab dem 20. Lebensjahr auftreten (2).
3.
Einer weiteren, ähnlichen Theorie zur Folge handelt es sich bei Cellulite um eine architektonische Störung. In der Gesäßregion, wo Cellulite am häufigsten auftritt, besteht das subkutane Gewebe aus 5 verschiedenen Gewebeschichten (Dermis, oberflächliches Fett, oberflächliche Faszie, tiefes Fett und tiefe Faszie) sowie zwei Arten von faserigen Kollagenase-Septen (kurze, dünne sowie lange, dicke Septen).
- Die kurzen, dünnen Septen verbinden die oberflächliche Faszie mit der Dermis.
- Die langen, dicken Septen verbinden die tiefen Faszien mit der Dermis.
- Kurze Septen sind zahlreicher als lange Septen, dafür aber weniger stabil.
- Lange Septen weniger zahlreich, dafür aber stabiler.
Die oberflächlichen Fettkügelchen sind in ihrer Anzahl deutlich höher, aber in Höhe und Breite kleiner als die Fettläppchen in der tiefen Fettschicht. Somit ist die tiefe Fettschicht deutlich dicker als die oberflächliche Fettschicht. Ein Anstieg des Body-Mass-Index (BMI) ist verbunden mit einer Zunahme der Dicke beider Fettschichten sowie einer Zunahme der Anzahl der Fettläppchen in der tiefen Schicht. Nach der Hypothese der architektonischen Störung tragen Ungleichgewichte der biomechanischen Kräfte innerhalb der Septen, Fettschichten und der Dermis zur Entstehung von Cellulite bei. Die Septen (kurz und lang) üben eine nach innen gerichtete Haltekraft aus, die Fettgewebeschichten üben eine nach außen gerichtete Haltekraft aus und die Dermis übt eine nach innen gerichtete Eindämmungskraft aus. Da die kurzen Septen weniger stabil sind, sind sie nicht in der Lage, die oberflächlichen Fettläppchen einzuschließen, wodurch ein Ungleichgewicht der Kräfte entsteht. Dies führt zur Bildung eines Grübchens an der unflexiblen dicken Septal-Verbindung zur Dermis. Bei Frauen mit niedrig-normalem BMI kann das entstandene Grübchen als klinische Cellulite erkannt werden, muss aber nicht. Bei Frauen mit hohem BMI nehmen sowohl die Höhe der oberflächlichen Fettläppchen als auch die Dicke der beiden Fettschichten zu. Dies fördert das Ungleichgewicht der Kräfte an der subdermalen Grenze. Es entstehen ausgeprägtere Grübchen und Vertiefungen (15).
4.
Die Gefäßhypothese geht davon aus, dass dermale vaskuläre und metabolische Veränderungen, ähnlich wie bei chronischer venöser Stauung eine Rolle bei der Entstehung von Cellulite spielen können. Eine erhöhte kapillare Durchlässigkeit sowie Veränderungen bei Glykosaminglykanen (als wichtiger Bestandteil der extrazellulären Matrix des Bindegewebes) die den Druck auf die Kapillarwände erhöhen, fördern einen Austritt von Flüssigkeit in die interstitiellen Räume zwischen den Fettläppchen und den Septen. Das daraus resultierenden interzellulären Ödeme mit samt Gewebe-Hypoxie führen zu einer Bildung „krankhafter“ Gefäte (Neovaskularisation), einer Verdickung und Sklerose von fibrösen Septen und damit zur Verstärkung von Hautunregelmäßigkeiten die letztlich als Cellulite sichtbar werden.
5.
Bezeichnete man Cellulite früher als nicht-entzündliche Hauterkrankung, geht man heute davon aus, dass auch ein erhöhtes Entzündungsaufkommen bei der Entstehung eine Rolle spielen kann (14). Die Entzündungshypothese schlägt vor, dass geringgradige septale Entzündungen für eine Atrophie der Haut verantwortlich sind und das chronische Entzündungen eine Rolle bei der fibrösen Septumentwicklung spielen können. Entzündungen können auch eine
Ursache für die bei Cellulite beobachteten Endothelschäden sein. Bei proinflammatorischen Zuständen wie Fettleibigkeit und Insulinresistenz kann das Aufkommen von Makrophagen, Th1-Zellen und Mastzellen, Interleukin-6 und TNF-alpha eine Endothelschädigung fördern (16,17).
6.
Weitere Faktoren die man für die Entstehung von Cellulite verantwortlich macht sind der Östrogen-Status und der Eintritt in die Menopause, wo man eine erhöhte Gefäßdurchlässigkeit und einen schlechteren Gefäßtonus beobachtet. Auch genetische und Umwelt-Faktoren werden in Zusammenhang mit Cellulite diskutiert. Spannend in diesem Zusammenhang das die kaukasische Rasse seltener zur Ausbildung neigt.
Fazit
Bei Cellulite handelt es sich um eine Erkrankung im subkutanen Gewebe. Es gibt mehrere Theorien der Entstehung, was es zunächst schwierig macht, allgemeingültige Verhaltensweisen zu definieren, mit denen sich Cellulite verhindern oder abschwächen lässt.
Warum sind Frauen häufiger betroffen als Männer?
Auch zu dieser Frage bestehen mehrere Theorien:
1.
Ein unterschiedlicher Bindegewebsaufbau in der subkutanen Fettgewebsschicht hat Schuld daran, dass vornehmlich Frauen (90% davon post-pubertär) und kaum Männer von Cellulite betroffen sind. Ein eher lockeres und parallel vernetztes Bindegewebe (s. Bild) bei Frauen lässt genannte Vorsprünge und eine Schwächung des Bindegewebes eher zu. Männer verfügen über eine quervernetzte und damit insgesamt festere Bindegewebsstruktur. Gerade an Oberschenkel und Gesäß sind Epidermis und Lederhaut beim Mann dicker. Einen großen Anteil an diesen strukturellen Unterschieden hat die bei Männern und Frauen unterschiedlich auftretende Menge des männlichen Sexualhormons Testosteron. Tatsächlich lässt sich Cellulite auch bei Männern mit einem niedrigen Testosteronspiegel (Hypogonadismus) öfter feststellen als bei Männer mit normalem Testosteronspiegel (1).
2.
Die Tatsache das Männer seltener von Cellulite betroffen sind beruht auf mehreren Gegebenheiten. Einerseits bestehen Unterschiede in der Ausrichtung sowie im Aufbau der Septen. Geschlechtsunterschiede ergeben sich auch in der Anzahl und Morphologie von Fettkügelchen in den unterschiedlichen Fettschichten. In Summe sind selbst fettleibige Männer insgesamt weniger anfällig für Cellulite als Frauen. Die geschlechtlichen Unterschiede geben Grund zum Anlass, dass man dem weiblichen Sexualhormon Östrogen eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Cellulite zuspricht. Zustände eines höheren Östrogenaufkommens wie die chronische Einnahme oraler Verhütungsmittel oder Hormonersatztherapie bei postmenopausalen Frauen verschlimmern das Fortschreiten von Cellulite oftmals (15).
Fazit
Dass es sich bei Cellulite um ein vornehmlich weibliches Problem handelt, begründet sich über die unterschiedliche Architektur hautnaher Gewebsschichten bei Mann und Frau. Großen Anteil daran hat das unterschiedlich stark ausgeprägte Aufkommen von Testosteron und Östrogen.
Faktoren, die die Entstehung von Cellulite begünstigen können
Biologisches Altern
Altern wirkt sich negativ auf die Dermis und die Fettläppchen aus. Es verringert den Kollagen- und Elastin-Gehalt der Dermis so dass diese atrophiert. Mit dem Alter kommt es auch zu einer Hypertrophie der Fettläppchen und damit zu Ungleichgewichten der biomechanischen Kräfte innerhalb der subkutanen Schicht. Beides erhöht das Risiko für die Entstehung von Cellulite. Zwar haben ältere Frauen mit hohem BMI das größte Risiko Cellulite zu entwickeln, allerdings sieht man Altern an sich nicht als Hauptursache von Cellulite an, da altersbedingte Veränderungen der Dermis auch bei Männern auftreten.
Erhöhtes Östrogen, niedriges Progesteron
Östrogen unterstützt die Fettansammlung vor allem in den Bereichen, die typischerweise von Cellulite betroffen sind. Östrogen beeinflusst die Fibroblasten so, dass Wasseransammlungen und Ödeme leichter auftreten können. Es erhöht die Durchlässigkeit und damit das Austreten von Flüssigkeit aus den Zellen. Außerdem fördert es die Bildung von sklerotischem (verhärtetem) Gewebe.
Insulinresistenz/Diabetes
Mit Insulinresistenz oder Diabetes besteht ein erhöhtes Risiko zur Fettansammlung und Produktion von Glykosaminoglykanen, die Wasser in das Gewebe ziehen (8)
Hypothyreose (mangelnde Versorgung des Körpers mit T3 und T4)
Schilddrüsenhormon erhöht die Produktion von Hyaluronsäure und Chondroitin-Sulfat. Ein geringes Aufkommen behindert dessen Bildung und damit der Erneuerung von Strukturbestandteilen der Dermis.
Geringe Kalium-, Zink-, Kupfer- und Selenspiegel
Kalium reguliert den Wasserhaushalt. Zink und Kupfer sind wichtig für die Bindegewebsstruktur und vermitteln zudem antioxidative Effekte (Zink).
Rauchen und Alkoholkonsum
Beide Lifestylegewohnheiten fördern einen Rückgang der Mikrozirkulation im Gewebe (2). Alkohol stimuliert zudem die Lipogenese.
Übergewicht
Übergewicht (2) scheint das Auftreten von Cellulite stärker zu fördern. Querleux et al. (2002) beobachteten in ihrer Untersuchung, dass Frauen mit Cellulite ein 4x größeres Fettvolumen in der Dermis aufweisen als „normal“ gewichtige Frauen. Das erhöhte Fettvolumen würde ein wesentlich stärkeres Bindegewebe erfordern um es „in Form“ zu halten (7). Die Folge daraus ist ein vermehrtes Auftreten von Cellulite.
Schlechte Mikrozirkulation
Unter einem Thermografen erscheint von Cellulite betroffenes Gewebe generell kühler als normales Gewebe. Normales Gewebe zeigt eine relativ konstante Temperatur.
Analog zu den Temperaturunterscheiden findet auch die Stoffwechselaktivität in von Cellulite betroffenem Gewebe unregelmäßiger statt als bei normalem Gewebe. Die damit auftretende Abnahme der Mikrozirkulation in der Dermis (sichtbar in der „kalten“ Grünfläche) trägt zu einer erhöhten Wasserspeicherung in der Haut bei, erhöht damit den Druck auf das Bindegewebe erhöht und verschlechtert damit die Ausprägung von Cellulite.
Diese weiteren Faktoren fördern Cellulite
• Genetik und Geschlecht
• Stress und Kortikosteroide
• Ungleichgewicht im Säure-/Basenhaushalt (2)
• Falsche Ernährung (kohlenhydrat-dominant) und Bewegungsmangel (2)
Fazit
Eine Reihe von Faktoren begünstigt die Entstehung von Cellulite oder kann die Ausprägung verschlechtern. Während einige davon nicht willkürlich beeinflussbar sind, gibt es dennoch Ansatzpunkte an denen man arbeiten kann.
Was hilft bei Cellulite?
Allgemein
Eine aktuelle Literaturrecherche von Menon et al (36) sieht für leichte Ausprägungsformen von Cellulite Änderungen des Lebensstils wie gesunde Ernährung, Flüssigkeitszufuhr und Bewegung als effektivste Maßnahmen an. Topische Behandlungen können helfen, allerdings sind die Daten uneinheitlich. Moderate Cellulite lässt sich am besten mit nicht-invasiven Behandlungsoptionen wie Lasertherapie, Radiofrequenz und Ultraschall behandeln. Die Radiofrequenz zeigt in der aktuell begutachteten Literatur die stärkste Wirksamkeit. Bei schwerer Cellulite wird eine Behandlung mit minimalinvasiven Methoden wie Subzision und Injektionen empfohlen.
Topische Cellulite Präparate
Topische Mittel zur Behandlungen von Cellulite als Gels und Cremes sind zahlreich. Sie enthalten meist eine Kombination von Wirkstoffen, in der Regel Methylxanthine (Aminophyllin, Theophyllin und Koffein), Retinol und Pflanzenextrakte (18-20).
Bewirkt werden soll damit:
- die Stimulation der Mikrozirkulation der Haut
- eine dermale Neokollagenese (Kollagen-Neubildung)
- eine vermehrte Lipolyse (Ausschleusung von Fettsäuren aus Fettzellen)
- die Hemmung der Lipogenese
- eine verringerte Entzündlichkeit
- eine Verringerung von Ödemen
Koffein und Retinol sind die am besten untersuchten Inhaltsstoffe in topischen Formulierungen (21,22). Koffein wirkt durch Hemmung der Phosphodiesterase und induziert dadurch die Lipolyse. Außerdem regt es die Mikrozirkulation der Haut an und fungiert als Antioxidans. Retinoide wirken, indem sie die Hautdicke erhöhen, die Angiogenese (Gefäßbildung) steigern, neue Bindegewebsbestandteile synthetisieren und die Zahl der aktiven Fibroblasten (teilungsaktive Bindegewebszellen) erhöhen (2,3,23,24).
In randomisierten, placebokontrollierten Studien wurde über eine signifikante Verbesserung des Schweregrads von Cellulite durch koffein- und/oder retinolhaltige topische Präparate berichtet, allerdings waren diese Studien klein und von kurzer Dauer (25,26). Eine systematische Überprüfung und Meta-Analyse topischer Produkte zur Cellulite-Reduzierung (27) zeigte eine mäßige Wirksamkeit bei der Verringerung des Oberschenkelumfangs. Stand heute mangelt es an belastbaren Daten zur klinischen Wirksamkeit und Dauerhaftigkeit topischer Präparate zur Behandlung von Cellulite.
Nahrungsergänzungen bei Cellulite
Bioaktive Kollagenpeptide
In einer doppelblinden, Placebo kontrollierten Studie mit 105 Frauen führte die Verabreichung von 2,5 g des Kollagenpeptids VERISOL über einen Zeitraum von 6 Monaten verabreicht, zu einer signifikanten Verringerung von Cellulite im Vergleich zur Placebogruppe (13). Beigefügte Darstellung zeigt die Veränderungen und Unterschiede der Demis-Dichte mit und ohne Kollagenpeptid.
Supplements zur „Fettfreisetzung“
- Methylxanthine (Theobromin, Theophyllin, Aminophyllin, Koffein) stimulieren Studien zur Folge leicht die Lipolyse, helfen aber nicht dabei Cellulite zu reduzieren.
- Isoproterenol und Adrenalin sowie Yohimbin, Piperoxan, Phentolamin und Dihydroergotamin sind Substanzen, denen ebenfalls Effekte bei der Fettfreisetzung nachgewiesen werden. Angesichts der Bedeutung des Co-Enzyms A in diesem Prozess sollte eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B5 und Cystein gewährleistet sein.
- Interessant erscheint in diesem Zusammenhang auch Carnitin. Wenn freie Fettsäuren das System sättigen, kommt es zu einer negativen Rückkopplung der Lipolyse. Carnitin kann bei ausreichend Bedarf über die Mitochondrien hier Abhilfe schaffen (9).
Ergänzungsmittel zur Steigerung der Mikrozirkulation
- Ginkgo biloba und Rutin, (Pycegnol) und der pharmakologische Wirkstoff Pentoxifyllin, verbessern die mikrozirkulatorische Durchblutung und erscheinen hilfreich.
Antioxidative und immunmodulierende Nahrungsergänzungsmittel
- Bei Fucus handelt es sich um eine Braunalgenart, die den Stoffwechsel anregt aber auch in der Lage ist Darmentzündungen und Ödeme zu reduzieren.
- Asiatischer Centella-Extrakt besteht aus Asiaticosideo (40%), Madecassinsäure (30%) und Asiatischer Säure (30%). Letzteres zeigt in vitro, dass es auf Fibroblasten wirkt und die Synthese von Kollagen und Mukopolysacchariden stimuliert. Bei Hachem & Borgoin führte die Gabe von 60 mg asiatischem Centella-Trockenextrakt oral einmal täglich über einen Zeitraum von 90 Tagen verglichen mit Placebo zu einer signifikanten Reduzierung des Durchmessers der Adipozyten sowohl im Deltaoid- als auch im Gluteofemoralbereich. Interessanterweise war fand Reduktion im gluteofemoralen Bereich deutlicher statt. (6) Bei vielen sonstigen hierzu durchgeführten Studien fehlen leider Placebo-Kontrollen. Laut Hausen (1993) führt Centella weder zu einer Überempfindlichkeit noch vermittelt es toxische Wirkung (5).
Silizium
Siliziumoxid sorgt in gelöster Form für eine erhöhte Stabilität des Bindegewebes und dient als Bestandteil der Kollagenfasern sowie der Arterien- und Zellwände. Ein schwaches Bindegewebe kann über die Ergänzung mit Kieselerde als Siliziumlieferant gestärkt werden, wenn keine ausreichenden Mengen über die Nahrung (bspw. aus Hafer) aufgenommen werden. Inwieweit Silizium positive Effekte bei Cellulite bietet, ist bislang nicht geklärt. (2)
Aronia-Saft
Eine Studie aus 2014 (12) offeriert eine weitere Möglichkeit und führt hierzu eine recht passable Erklärung an, die einen Versuch zumindest sinnvoll erscheinen lässt. Savikin und Kollegen zur Folge resultiert Cellulite mitunter aus Strukturveränderungen subkutaner Fettschichten mit vergrößerten Kammern (bedingt mitunter durch einen zu hohen Körperfettanteil). Schuld kann auch ein Verlust an Geschmeidigkeit von Kollagenstrukturen rund um das Fettgewebe sein. Beides zusammen wäre in der Lage Kapillaren zu verstopfen, die sich unter der Oberfläche der Haut befinden. Die Forscher verabreichten 29 von Cellulite (Grad 2) betroffenen Frauen zwischen 25 und 48 Jahren über 90 Tage täglich 100ml Aronia-Saft. Dieser zeichnet sich durch seinen hohen Gehalt an Anthocyanen aus. Untersuchungen des subkutanen Gewebes vor und nach der Einnahme ergaben tatsächlich Veränderungen in der subkutanen Struktur. Mit anderen Worten, das Hautbild verbesserte sich und Cellulite trat weniger stark zum Vorschein! (1)
Cellulite-Behandlungen
Lymphdrainage
Die Lymphdrainage soll Gewebe entschlacken und entwässern. Zwar fördert dies den Lymphfluss, zeigt aber keine nachgewiesenen Effekte oder eine anhaltende Wirkung bei Cellulite. (2)
Thermotherapie
Auch die sog. Thermotherapie wird als Cellulite-Helfer beworben. Unter Anwendung von Wärme soll die Durchblutung gefördert und damit Cellulite verbessert werden. In Wahrheit ließen van Vliet et al. verlauten, dass die Thermotherapie Cellulite nicht verbessert, sondern sogar verschlimmern kann (10).
Stoßwellentherapie
Die Stoßwellentherapie scheint zu den potenteren Behandlungsmöglichkeiten gegen Cellulite zu zählen. Hochenergieschockwellen fördern die Kollagenbildung in der Lederhaut und scheinen Cellulite zu bekämpfen. (1) Eine Studie mit 21 Frauen, bei einer 2mal wöchentlichen Anwendung über 6 Wochen, zeigte eine signifikante Verbesserung (11).
Liposuktion (Fettabsaugung)
Sehr unterschiedliche Berichte erhält man zur Behandlungsmethode der Liposuktion (Fettabsaugung). Während es durchaus Erfahrungen gibt die von positiven Veränderungen berichten, zeigen Untersuchungen in diese Richtung, dass eine Fettabsaugung das Erscheinungsbild sogar verschlechtern kann.
Subzision
Die Subzision wird nur für Cellulite-Vertiefungen empfohlen, die im Ruhezustand vorhanden sind, und nicht für Vertiefungen, die bei Muskelkontraktion sichtbar werden. Es handelt sich um eine chirurgische Technik, bei der die faserigen Septal-Bänder durchtrennt werden, die die Dermis an das subkutane Fettgewebe binden. Durch die Durchtrennung werden die biomechanischen Kräfte innerhalb der subkutanen Schicht neu verteilt, die Fettläppchen werden in die durch den Eingriff geschaffenen Zwischenräume umverteilt, und die Fettanstauung wird gemildert, was zu einer Glättung der Hautoberfläche führen kann. Eine Subzision ist manuell, vakuum- oder laserunterstützt möglich. Zu den neueren Techniken gehören die chemische Subzision und die akustische Subzision (32,33). Ein Beispiel für die Ergebnisse aus manueller Subzision über 9 Behandlungsmonate zeigt diese Darstellung:
Injizierbare Behandlungen
Hier wäre zum einen die Behandlung mit Phosphatidylcholin, besser bekannt als Fett-Weg-Spritze zu nennen, die in der Tat in der Lage ist, Fettgewebe zu schrumpfen und/oder abzubauen. Spezifische Effekte zur Verbesserung von Cellulite sind hiermit noch nicht belegt. Präparate wie Calciumhydroxylapatit (CaHA) oder Poly-L-Milchsäure (PLLA) finden Anwendung als injizierbare Füller zur Behandlung gegen Cellulite (34,35).
Mesotherapie
Bei der Mesotherapie werden mit feinen, kurzen Nadeln Medikamente oder homöopathische Mittel in die Gewebsschicht direkt unter der Haut injiziert. Für diese Behandlungsmethode gibt es in der Tat Hinweise auf eine positive Auswirkung bei Cellulite. Da man sich der Nebenwirkungen noch nicht bewusst ist, stellt die Behandlung dennoch ein gewisses Risiko dar.
Endermologie
Das nächste Verfahren gegen Cellulite nennt sich Endermologie, eine spezielle Saug-Massage-Technik, bei der man mit zwei Walzen an betroffenen Stellen behandelt wird. Wenngleich belegt ist, dass Veränderungen des Bindegewebes von der Behandlung ausgehen, scheinen speziell in Hinblick auf Cellulite die Erfolge eher minimal auszufallen.
Massagen
Die Massage ist eine der ältesten Methoden zur Behandlung von Cellulite, die durch die Stimulierung des Lymphabflusses wirkt und damit die zugrunde liegende gestörte Mikrozirkulation und die mit Cellulite verbundenen Abflussmängel behebt (28). Die Massage kann manuell oder mechanisch mit Hilfe von Geräten durchgeführt werden, allerdings sind manuelle Massagen in der klinischen Praxis sehr selten. LPG Endermologie ist ein von der FDA zugelassenes, kombiniertes, vakuumgestütztes mechanisches Massagesystem mit Über- und Unterdruck zur Behandlung von Cellulite (29,30) Durch den Einsatz von Überdruck durch zwei Rollen und Unterdruck durch Absaugung auf die Haut und das Unterhautgewebe bewirkt LPG Endermologie eine Schädigung der Fettzellen, die umverteilt werden, um eine bessere Hautkontur zu erreichen. In Beobachtungsstudien zeigten 15 Sitzungen von je 30 bis 45 Minuten zweimal pro Woche eine signifikante Verbesserung des Erscheinungsbildes von Cellulite. Über die Dauerhaftigkeit der Effekte wurde allerdings noch nicht berichtet. In einer prospektiven, randomisierten Studie erwies sich diese Art der Behandlung nur teilweise besser als die topische Aminophyllin-Creme (31).
Iontophorese und Elecrolipophyresis
Topische Präparate wirken generell besser unter Einfluss der sog. Iontophorese, bei dem eine gewisse elektrische Ladung den Transport von Wirkstoffen durch die Haut verbessert. (1) Es fehlen qualitativ hochwertige Nachweise wie man diese Art der Behandlung für Cellulite anwenden kann. Bei Cremes und Salben besteht generell ein Problem in der Überwindung der Hautbarriere welches damit in der Theorie verbessert werden könnte.
Laser-Therapie
Eine Alternative Cellulite-Behandlungs-Option könnte die Laser-Therapie darzustellen. Thermische Wirkung, ausgelöst durch Hochfrequenzstrom, bewirkt eine veränderte Kollagenbildung, verbessert die Durchblutung und verbessert den Fettstoffwechsel. Mehrere Untersuchungen deuten auf positive Effekte in der Behandlung von Cellulite hin. (1) Allerdings zeigen Untersuchungen auch, dass die Behandlung bisher nur subkutanes Fettgewebe zu reduzieren vermag. In einer Studie mit speziell pulsierendem Laser (Quadra Q4 Intense Pulsed Light System) bekamen Probandinnen über 12 Wochen regelmäßige Behandlungen. In einer Testgruppe kam zusätzlich Retinyl-Creme zum Einsatz. Die Forscher beobachteten sowohl bei den Patienten, die die Kombinationsbehandlung mit gepulstem Laser und Retinol erhielten, als auch bei denen, die nur die Lasertherapie erhielten Verbesserungen bei Cellulite von 60% (4).
Resümee
Cellulite ist eine ebenso unschöne und belastende wie weit verbreitete Erscheinung insbesondere bei Frauen. Die Wissenschaft versucht sich Klarheit zu verschaffen wie Cellulite genau entsteht und welche Einflussfaktoren es gibt. Erst mit diesem Wissen ist möglich, wirklich effektive Behandlungsmethoden zu entwickeln, wie auch immer diesen aussehen mögen.
Allgemeinverbindlich lassen sich nach Sichtung aller Informationen dieses Beitrags folgende Anti-Cellulite-Tipps ausgeben:
- Lass deinen Körperfettgehalt nicht zu sehr ansteigen
- Vermeide einen Östrogenüberschuss und damit unter anderem die Verwendung östrogen-basierter Verhütungsmittel
- Sorge über die bestmögliche Versorgung für gesunde Haut sowie ein starkes und gleichzeitig elastisches Bindegewebe
- Vermeide Faktoren die deine Durchblutung stören oder eine Überentzündlichkeit fördern
Darüber hinaus wird es sicher auch von deinem Budget abhängen, wie viele Methoden du für dich ausprobieren kannst und möchtest. Allen Betroffenen wünschen wir gute Erfolge mit deren „Anti-Cellulite-Projekt“!
Sportlicher Gruß
TEAM
www.Body-Coaches.de
Quellen
(1) https://www.peak.ag/de/classic/peak-blog/rubrik-frag-den-body-coach-holger-gugg-antwortet-auf-eure-fragen-teil-176
(2) www.body-coaches.de › wp-content › uploads › BLOG_Bindegewebe_2
(3) https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.3109/09546639909056013
(4) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17177749
(5) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8281778
(6) Hachem A, Borgoin JY. Étude anatomo – clinique des effets de l’extrait titré de centella asiatica dans la lipodystrophie localisée. La Méd Prat 1979; 12(4): 17–21
(7) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12060477
(8) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/2370117
(9) https://www.semanticscholar.org/paper/The-effectiveness-of-massage-treatment-on-cellulite-Lucassen-Sluys/92bc72328ca184c64afec6f92dd82e05963e127d
(10) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16020209
(11) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2686339/
(12) https://www.liebertpub.com/doi/full/10.1089/jmf.2013.0102
(13) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26561784/
(14) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35104044/
(15) https://journals.lww.com/plasreconsurg/Abstract/2019/04000/Structural_Gender_Dimorphism_and_the_Biomechanics.22.aspx
(16) https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jocd.14815
(17) https://www.dovepress.com/cellulite-a-review-with-a-focus-on-subcision-peer-reviewed-fulltext-article-CCID
(18) https://journals.lww.com/dermatologicsurgery/Abstract/2019/09000/Cellulite__Patient_Selection_and_Combination.9.aspx
(19) https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jocd.14815
(20) https://journals.lww.com/dermatologicsurgery/Fulltext/2020/10001/Insights_Into_the_Pathophysiology_of_Cellulite__A.13.aspx
(21) https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1473-2165.2008.00357.x
(22) https://karger.com/spp/article-abstract/26/1/8/305119/Caffeine-s-Mechanisms-of-Action-and-Its-Cosmetic?redirectedFrom=fulltext
(23) https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jocd.12555
(24) https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2352647518300418?via%3Dihub
(25) https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1468-2494.2011.00665.x
(26) https://www.dovepress.com/an-integral-topical-gel-for-cellulite-reduction-results-from-a-double–peer-reviewed-fulltext-article-CCID
(27) https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jdv.12193
(28) https://link.springer.com/article/10.1007/s002669900182
(29) https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1365-4632.2009.03898.x
(30) https://www.tandfonline.com/doi/full/10.3109/14764172.2013.787801
(31) https://journals.lww.com/plasreconsurg/Abstract/1999/09020/Cellulite_Treatment__A_Myth_or_Reality__A.37.aspx
(32) https://www.dovepress.com/cellulite-a-review-with-a-focus-on-subcision-peer-reviewed-fulltext-article-CCID
(33) https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1046/j.1365-4362.2000.00020.x
(34) https://journals.lww.com/prsgo/Fulltext/2017/07000/Microfocused_Ultrasound_with_Visualization_and.11.aspx
(35) https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jocd.13364
(36) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38057600/
Bildquellen
https://photos.edu.pl/media/BuGeBZbh8y6-celulit-je-deformitet-uglavnom-izraen-kod-ena.html