Einst kannte man sie als Kalorientracker, heute nennt man sie Fitness- oder Lifestyletracker. Schon über die Namensgebung lässt sich ein Wandel erschließen. Weg von Gerätschaften, die dem ausschließen Zweck dienen möglichst genaue Daten zum Kalorienverbrauch für sportliche engagierte Personen zu liefern, hin zu solchen, die sich der breiten Bevölkerung als modisches Gimmick verkaufen lassen. In Zuge dieses Wandels haben sich neben dem Design auch die Stellen verändert an denen man Fitness- oder Lifestyletracker heute am Körper trägt. Man stellt sich die Frage, inwieweit neue Technologien und Techniken dafür sorgen, dass wir mit heutigen modernen Geräten tatsächlich bessere Informationen darüber bekommen, wie viele Kalorien wir tatsächlich verbrauchen oder wie viele Schritte wir täglich gehen.
Ein neuer Review befasst sich in erster Linie mit dem wohl wichtigsten Ergebnis eines Kalorien- oder Fitnesstrackers, nämlich dem Energieverbrauch und zeigt uns, welche Geräte nach heutigem Wissensstand mehr als nur „teure Modebänder“ sind.
Genaue Bestimmung des Kalorienverbrauchs wichtiges Kaufkriterium
Man erkennt den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr! Die Anzahl verfügbarer Fitness- und Lifestyletracker hat immense Ausmaße angenommen. Befragt man User geben diese in den meisten Fällen an, dass es ihnen bei einem derartigen Gerät insbesondere auf die Genauigkeit der Bestimmung verbrauchter Kalorien ankommt, gefolgt von der Handhabung und dem Design.
Mit erstgenanntem Punkt beschäftigten sich bereits mehrere Forschergruppen in zahlreichen Untersuchungen. O’Driscoll, Turicchi & Beaulieu et al. (1) analysierten insgesamt 60 Studien mit 1946 gesunden Probanden (Durchschnittsalter 35 Jahre; BMI: 24,9) und Trackern aus Alltag sowie Forschung, die am Unterarm (1), Oberarm (6) oder am Handgelenk (33) getragen und teilweise mit Herzfrequenzsensoren ausgestattet waren.
Als Bezugsgröße zum gemessenen Kalorienverbrauch galten u.a. die doubly-labelled water (DLW) Methode (Gesamtenergieumsatz), Room Calorimeter sowie die Energieumsatz-Messung mittels indirekter Kalorimetrie. Um die Effektgröße zu messen, nutzte man Hedges‘ g Formel. Sie setzt zwei Größen gegenüber und stellt in diesem Fall den Unterschied zu dem über oben bestimmte Maßnahmen gemessenem Kalorienverbrauch und dem heraus der sich über Fitnesstracker ergibt. Bei der Interpretation gilt ein errechneter Effekt-Wert von über 0,8 als „groß“, 0,5 „mittel“ und 0,2 als „klein“. Negative Werte bedeuten eine Unterschätzung, positive Werte eine Überschätzung des Kalorienverbrauchs.
Beigefügte Darstellung zeigt Abweichungen, die sich zu bestimmten Geräten hinsichtlich des Gesamtenergieverbrauchs ermitteln ließen. Es wird ersichtlich, dass die alt bewährte Technik von SenseWear in seiner Forschungs-Variante als SenseWear Armband Mini aber auch als Pro2 und Pro3 verglichen mit modernen Trackern wie FitBit oder Garmin wesentlich genauere Werte liefert. Zu etlichen Trackern fehlen derartige Daten komplett. Hier kauft man, wenn man so möchte, zum aktuellen Zeitpunkt die Katze im Sack.
SenseWear und Fitbit auch bei Aktivitäten die Nase vorn
Mit insgesamt 40 Trackern (für Alltag und Forschung) konnten die Forscher weiter insgesamt 104 Vergleiche anstellen die allesamt unter unterschiedlichen Alltagsbedingungen durchgeführt wurden:
(1) Aktivität
(2) Spaziergang + Treppensteigen
(3) Ergometer
(4) Laufen
(5) sitzend + Haushalt
(6) Gesamtenergieaufwand
Die Forscher fassten alle Ergebnisse, die sich unter verschiedenen Bedingungen ergaben wie folgt zusammen:
*Selbstdarstellung
Anmerk.: Pooled Hedges’ g and 95% CIs for estimates of energy expenditure relative to criterion measures per device over all activities. Total refers to number of effect sizes.
Unter Berücksichtigung aller Aktivitäten schnitt das SenseWear Armband Mini am besten ab, welches einst nur für Forschungszwecke zur Verfügung stand. Das Fitbit Charge scheint auf den erstesn Blick ein überzeugendes Armband für den Alltag zu sein, wenngleich man festhalten muss, dass mit diesem Armband wenig aussagekräftige Untersuchungen zur Verfügung stehen. Zum SenseWear Armband existieren wesentlich mehr wissenschaftliche Auswertungen. Über sie können Verzerrungen und Fehler eher ausgeschlossen werden. Auch zu unterschiedlichen Aktivitäten fehlen bei etlichen anderen Trackern ausführliche Daten aus Studien die unter brauchbaren Bedingungen durchgeführt wurden.
Interessant
Tracker mit zusätzlichen Sensoren (Herzfrequenz) messen genauer als Geräte ohne derartige Sensorik. Des Weiteren scheinen Forschungsgeräte (bis auf wenige Ausnahmen) genauer als Tracker, die man aus dem Alltag kennt.
Overall activities | ||
Sensors | ACC (n=35) |
-0,36 |
ACC + HR (n=20) |
0,06 |
|
ACC + HR + HS (n=3) |
-0,99 |
|
ACC + HS (n=45) |
-0,15 |
|
Device grade | Commercial (n=58) |
-0,27 |
Research (n=46) |
-0,14 |
|
AEE | ||
Sensors | ACC (n=8) |
-0,4 |
ACC + HR (n=9) |
-0,04 |
|
ACC + HS (n=16) |
-0,32 |
|
Device grade | Commercial (n=18) |
-0,38 |
Research (n=17) |
-0,27 |
|
Ambulation and stairs | ||
Sensors | ACC (n=24) |
-0,23 |
ACC + HR (n=10) |
0,44 |
|
ACC + HS (n=19) |
0,4 |
|
Device grade | Commercial (n=35) |
-0,04 |
Research (n=20) |
0,37 |
|
Cycling | ||
Sensors | ACC (n=3) |
-3,75 |
ACC + HR (n=9) |
-0,03 |
|
ACC + HS (n=9) |
-0,41 |
|
Device grade | Commercial (n=14) |
-0,82 |
Research (n=9) |
-0,36 |
|
Running | ||
Sensors | ACC (n=19) |
-0,06 |
ACC + HR (n=7) |
0,34 |
|
ACC + HS (n=10) |
-0,36 |
|
Device grade | Commercial (n=28) |
0,06 |
Research (n=10) |
-0,36 |
|
Sedentary Household | ||
Sensors | ACC (n=6) |
-0,56 |
ACC + HR (n=9) |
0,14 |
|
ACC + HS (n=13) |
0,39 |
|
Device grade | Commercial (n=17) |
-0,27 |
Research (n=13) |
0,41 |
|
TEE | ||
Sensors | ACC (n=5) |
-1,24 |
ACC + HS (n=10) |
-0,13 |
|
Device grade | Commercial (n=6) |
-1,13 |
Research (n=10) |
-0,13 |
|
Overall activities | ||
Sensors | ACC (n=35) |
-0,36 |
ACC + HR (n=20) |
0,06 |
|
ACC + HR + HS (n=3) |
-0,99 |
|
ACC + HS (n=45) |
-0,15 |
|
Device grade | Commercial (n=58) |
-0,27 |
Research (n=46) |
-0,14 |
Anmerk. ACC, accelerometry alone; AAC+HR, accelerometry and heart rate; ACC+HR+HS,
accelerometry and heart rate and heat sensing; ACC+HS, accelerometry and heat
sensing; AEE= which included comparisons of EE estimates from the device to a criterion during non-specific exercise protocols, circuits, arm ergometer, rowing and resistance exercises
Welcher Schluss lässt sich für die Praxis daraus ziehen?
Wie sich zeigt liefern moderne Fitness- und Lifestyletracker lediglich Annäherungswerte. Etwas besser schneidet die alt bewährte Technik des Kalorien-Trackings via SenseWear ab, zumindest wenn es um die Bestimmung des gesamten Kalorienverbrauchs geht. Wer an einen Tracker aus der Forschung herankommt, sollte diese Chance nutzen. Die Wahrscheinlichkeit auf genauere Daten ist hoch! Für alle anderen Nutzer gilt, dass Geräte mit Herz-Sensorik denen ohne entsprechende Technik vorzuziehen sind. Zu den meisten erhältlichen Trackern fehlen fundierte Angaben zur Genauigkeit aus Studien. Ein Kauf ist hier zumindest für ambitionierte Sportlerinnen und Sportler die nicht nur auf das Design Wert legen abzuraten.
Die alt-bewährte und wie sich zeigt auch zum heutigen Tage am besten studierte und genaueste Technik von SenseWear kann nach wie vor über Body-Coaches.de genutzt werden. HIER gelangt ihr zu unserem Angebot.
Sportlicher Gruß
Holger und Daniel
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Quellen
(1)
https://bjsm.bmj.com/content/early/2018/09/07/bjsports-2018-099643