Eine neue Studie befasste sich als angeblich erster ihrer Art mit den Unterschieden zweier Reduktionsmodelle an trainierten Probanden auf relevante Größen wie Fettmasse, Muskelmasse oder den Grundumsatz. Da derartige Versuche mit sog. Refeeds als festem Bestandteil eines Reduktionskonzepts bislang nur an übergewichtigen oder metabolisch kranken Personen und nicht zwangsläufig an Sportlern durchgeführt wurden, erscheint das Ergebnis interessant für die Praxis.
Refeeds – Die Studie
Campbell et al (1) bauten den Versuch wie folgt auf:
- Dauer: 7 Wochen
- Probanden: 27 trainierte Männer (14) und Frauen (13)
- Kalorienreduktion: 25% des Ist-Kalorienbedarfs
- Krafttrainingsprotokoll
- Modell 1: kontinuierliches Defizit von 25% an 7 Tagen pro Woche (Cont)
- Modell 2: wechselndes Defizit mit 35% an 5 Tagen und zwei Kohlenhydrat Refeeds pro Woche (Refeed)
Die Aufnahme an Kalorien und Makronährstoffen ist über beigefügte Darstellung ersichtlich.
Was geschah binnen 7 Wochen
Wenngleich signifikante Veränderungen in beiden Gruppen auftraten, verzeichnete die Refeed-Gruppe insbesondere einen deutlich geringeren Rückgang an trockener fettfreier Masse (0,2kg statt 1,9kg) sowie eine leicht schwächere Verringerung des Grundumsatzes (38 Kalorien statt 78 Kalorien). Körperfett verringerte sich derweilen in der Refeed-Gruppe auch leicht besser mit 2,8% anstellt von 2% in der Cont-Gruppe. Binnen 7 Wochen betrug der Unterschied durchschnittlich 0,5kg Körperfett, also einen eher überschaubaren Mehrwert.
Die Effekte auf fettfreie Masse pro Proband wurden hier noch einmal verdeutlicht.
Diskussion
Eine der wichtigsten Größen in einer Reduktionsdiät mit Sport, der Proteinbedarf, wurde in beiden Gruppen mit einer ausreichenden Aufnahme berücksichtigt.
In vorausgehenden Studien wurde an schlanken Probanden bereits ein muskelkataboler (FFM-kataboler) Effekt unter kontinuierlicher Kalorienrestriktion festgestellt (2,3). In dieser Studie verringerte sich der Verlust trockener fettfreier Masse im Refeed-Modell:
- Vermutungen gehen dahin, dass mehr Glykogen-Rückhalt aus den Ladetagen die Trainingsleistung aufrechterhalten habe. Diese könne dann wiederum Muskelmasse besser erhalten haben. Tatsächlich unterschied sich das Trainingsvolumen beider Gruppen in diesem Versuch allerdings nicht voneinander.
- Möglich auch, dass der anti-katabole Effekt von Insulin an den Refeed-Tagen zum besseren Ergebnis bei trockener fettfreier Masse beigetragen hat. Da Insulin parallel nicht bestimmt wurde auch hier ein rein spekulativer Ansatz der jedoch in anderen Untersuchungen bereits für Effekte sorgte (4-6).
Der kleine Effekt auf den Grundumsatz ließe sich über den stärkeren Erhalt trockener fettfreier Masse in der Refeed-Gruppe begründen.
Inwieweit das Refeeding-Modell auch den Leptinhaushalt beeinflusst hat, ließ sich aus diesem Studienaufbau leider nicht eindeutig ableiten. Vorausgehende Untersuchungen zeigten bereits Anstiege der Leptinkonzentration dank Kohlenhydrat-Overfeeding über 3 Tage im Bereich von 40% Kalorienüberschuss (7) es bestehen aber auch gegenläufige Ergebnisse.
Resümee
Die Forscher schließen aus deren Arbeit, dass bei schlanken, trainierten Probanden in Verbindung mit Training eine negative Reaktion von kontinuierlicher Kalorienbeschränkung ausgehen kann. Diese lassen sich mit einem Refeed-Modell auf Basis von Kohlenhydraten abschwächen. Sicher handelt es sich hierbei nicht um die Studie mit den stärksten Effektstärken. Wir halten den Ansatz aus Sicht des Muskelerhalts interessant genug um ihn vorzustellen. Nicht zuletzt könnte neben metabolischen Effekten auch ein gewisser psychologischer Effekt von regelmäßig wiederkehrenden Refeeds ausgehen. Fett effektiv abbauen lässt sich mit beiden Modellen.
Einen Versuch ist es allemal Wert.
Wer wissen möchte, welchen Effekt Refeeds als nicht feststehend Größe in Reduktionsdiäten ausüben findet ihr HIER den passenden Beitrag.
Sportlicher Gruß
Holger Gugg
www.Body-Coaches.de
———————————
Quellen
(1)
https://www.mdpi.com/2411-5142/5/1/19
(2)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20164371
(3)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24945715
(4)
(5)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/14594866
(6)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16631431
(7)