Schon vor einiger Zeit habe ich mich ausführlich mit dem Thema Bier als solches, aber auch in Verbindung mit sportlicher Aktivität auseinander gesetzt [10,11]. Ich habe festgestellt, dass Bier hauptsächlich aber nicht ausschließlich wegen seines Alkoholgehalts zwar nicht partout ungesund zu sein scheint, insbesondere aber in Verbindung mit Training und Wettkampf wenn überhaupt in seiner alkoholfreien Variante nach der Belastung verzehrt werden sollte und hier ganz besonders bei Männern in Verbindung mit Widerstandstraining [12].
Der heutige Beitrag handelt von einem allgemein gültigen Begriff, nämlich vom BIERBAUCH. Beinahe schon die „normale“ Statur des Durchschnittsdeutschen sind schmale Schultern und kleine Ärmchen die dann in einen Schwangerschafts-ähnlichen Bauch münden der dann von ein paar dünnen Stelzen und einem kleinen Hintern getragen und balanciert wird. „Apfel-Typ“ (oder auch stammbetonte, zentrale, androide Körperfettverteilung) nennen wir diese Erscheinung in seiner beispielhaftesten Ausprägungsform. Was vielleicht lustig klingen mag, birgt im Sinne des sog. Taille-Hüft-Quotienten aber leider ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko, ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko und auch einen negativen Einfluss auf die Sterblichkeit [13-15]. Heute gilt es zu klären ob der Bierbauch zu Recht „BIER-Bauch“ heißt, ergo inwieweit Bier tatsächlich einer Rolle an der Entstehung von dicken Bäuchen spielt.
Bier – Kalorien und Nährstoffe
Der Kaloriengehalt von Bier schwankt je nach Art und Sorte und pendelt sich bei 26-43 Kalorien auf 100ml ein, wobei alkoholfreies Bier auf Grund der fehlenden Alkoholkalorien die niedrigere Kaloriendichte aufweist. Die Kalorien setzen sich vor allem aus Kohlenhydraten (dominant Mehrfachzucker) zusammen und nur zu geringen Mengen aus Protein. Bier ist fettfrei, es enthält durchaus relevante Mengen an Phosphor, Zink, Kupfer, Kalium einiger B-Vitamine und Vitamin E, während die restlichen Vertreter aus der Kategorie Mikronährstoffe kaum enthalten sind [10]
Bier liefert für eine Flüssigkeit einen durchaus erwähnenswerten Energiegehalt der sich hauptsächlich aus Kohlenhydraten zusammensetzt
Bier tatsächlich Schuld am Bierbauch?
Übergewicht kommt von „zu vielen Kalorien“
Wie oben bereits erläutert handelt es sich beim klassischen Bierbauch um die vermehrte Ansammlung von Fettgewebe im Bauchbereich und hier nochmals genauer in viszeralen Adipozyten, also zwischen den Organen. Natürlich fördert eine Vielzahl an Umständen wie Überfütterung (Energieaufnahme über den Energieverbrauch), Schlafmangel, ein allgemein ungesunder Lebensstil, schlechte Ernährung oder Stress die Entstehung von Übergewicht und damit gerade bei Männern auch eines Bierbauches. Damit scheint Bier fürs erste einmal aus dem Schneider zu sein nach dem Motto: „wenn ich gesund lebe, ausreichend schlafe und mit samt Bierkalorien nicht in den Überschuss gerade bekomme ich auch keinen Bierbauch“.
Sicher nicht ganz unwahr diese Behauptung und dennoch existieren Hinweise darauf, dass gerade Bier eben doch die Entstehung von Übergewicht und damit einem Bierbauch fördert.
Bier liefert flüssige Kalorien
So enthält Bier wie bereits genannt eine gewisse Menge an Kalorien. Gerade flüssige Kalorien gelten als besonders „gefährliche“ Kalorien, da die sättigende Wirkung ausbleibt. [1,2] In Untersuchungen stellt man fest, dass über Flüssigkeiten aufgenommene Kalorien nicht durch eine geringere Nahrungsaufnahme kompensiert werden. [4,5] Bereits 2003 machten Yeomans, Mr. und Kollegen die interessante Entdeckung, dass Alkohol den Appetit beeinflusst und damit einen Risikofaktor für die Entstehung von Übergewicht darstellt. [3]
Bier und Phytoöstrogene
Bier ist ebenfalls bekannt für einen gewissen Anteil an Phytoöstrogenen. Diese kommen in Pflanzen vor und besitzen östrogenähnlichen Charakter. Vor allem Männer sollten bedenken, dass eine hohe Aufnahme an Phytoöstrogenen das Verhältnis von Östrogen zu Testosteron zum Negativen verschieben kann, je nachdem wie es um die hormonelle Ausgangssituation bestellt ist. Letzteres kann sich schlussendlich auf die Gewichtszunahme bei Männern auswirken. [8]
Bier sorgt für mehr Bauchfett
In einer Meta-Analyse aus dem Jahr 2013 konnte mit einem Konsum von über 500ml Bier pro Tag eine positive Assoziation mit Fettleibigkeit im Bauchraum festgestellt werden. Die Ergebnisse relativieren sich natürlich im geschlechtlichen Vergleich und treffen stärker bei Männern denn bei Frauen zu. Außerdem steht bis dato die ungeklärte Frage im Raum, inwieweit man diesen Effekt durch alkoholfreies Bier vereiteln kann [7]. Auch die Forschergruppe um M. Schütze stellte bei Männern in Verbindung mit der Aufnahme von etwa 1l Bier täglich ein größeres Risiko für die Zunahme des Taillenumfangs verglichen mit Nicht-Bier-Trinkern fest [6]. Das Risiko steigt nochmals, wenn betreffende Personen bereits mit Übergewicht zu kämpfen haben [9].
Resümee
Bierbäuche treten hauptsächlich bei Männern auf, da Mutter Natur für sie (bestimmend über das vorherrschende Hormonmilieu) eine spezifische Körperfettverteilung vorgesehen hat die sich als „android“ oder einfacher als den sog. Apfel-Typ bezeichnen lässt. Der Bierbauch ist letztlich nichts anderes als eine vermehrte Ansammlung gefährlichen Körperfetts im Zwischenraum der Organe mit bedenklichen Folgen in Hinblick auf die kardiovaskuläre Gesundheit und Sterblichkeit. Wenngleich ein vermehrter, regelmäßiger Bierkonsum sicher nicht der einzige Faktor ist der einen Bierbauch begünstigt, so tragen einige Eigenschaften von Bier dennoch dazu bei, dass diese Erscheinung gefördert wird. Es empfiehlt sich der wohl dosierte Einsatz von Bier in moderaten Mengen und immer unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Kalorienbilanz – DANN darf man sich gerne auch mal eine „Halbe“ gönnen.
Sportlicher Gruß
Holger und Daniel von Body-Coaches
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Quellen
[1]
http://nutritiondata.self.com/facts/beverages/3827/2
[2]
http://nutritiondata.self.com/facts/beverages/3986/2
[3]
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/14557794
[4]
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20096714/
[5]
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15384320
[6]
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19550430
[7]
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23356635
[8]
https://www.body-coaches.de/wp-content/uploads/BLOG_Leinsamen_Lein%C3%B6l_Sport_Teil_2.pdf
[9]
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/6736783
[10]
https://www.peak.ag/de/classic/peak-blog/bier-ist-das-grundnahrungsmittel-der-bayern-geeignet-fur-sport
[11]
https://www.peak.ag/de/classic/peak-blog/bier-ist-das-grundnahrungsmittel-der-bayern-geeignet-fur-sport-teil-2
[12]
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27135475
[13]
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12324286
[14]
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16271645
[15]
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16332651
Bildquelle:
https://pixabay.com/de/bauch-mann-m%C3%A4nnerbauch-gro%C3%9Fer-bauch-811388/