Macht Süßstoff in der Schwangerschaft unsere Kinder dick?
Süßstoffe stehen seit jeher in der Kritik. So richtig beweisen dass sie einen negativen bzw. negativeren Einfluss auf das Körpergewicht haben als dieser von Zucker ausgeht wurde das Ganze bis zum heutigen Tage nicht.
Aus Datenerhebungen weiß man, dass mehr als 30% aller schwangeren Frauen auf künstlich gesüßte Getränke bzw. generell auf Süßstoffe zurückgreifen.
Studien im Tiermodell stellen bereits in der Vergangenheit fest, dass eine Verwendung Übergewicht und Fettleibigkeit des Neugeborenen fördert (von Poser Toigo, Araujo). Die Nachkommen neigen auch eher zu süßen Speisen und weisen veränderte Blutfettprofile sowie erhöhtes Aufkommen an Insulinresistenz auf. ABER.. Bis dato konnten Studien am Menschen einen derartigen Zusammenhang nicht belegen.
Azad et al nahmen sich dieser Aufgabenstellung in deren Untersuchung aus 2016 an und untersuchten einen entsprechenden Zusammenhang an 2686 gesunden, schwangeren Frauen. Die Forscher erstellen via Fragebogen einen Eindruck über das Ernährungsverhalten und erhoben zudem den BMI der Kinder ein Jahr nach der Geburt.
Wie sich zeigte bestand tatsächlich ein Zusammenhang zwischen der Verwendung von Süßstoffen (mehr als 25% der Probandinnen verwendeten diese) und einem erhöhten Risiko auf Übergewicht des Kindes, gemessen am BMI der Kinder nach einem Jahr. In Zahlen ausgedrückt stieg das Risiko um 119%, interessanter Weise aber nur bei Jungen und nicht bei Mädchen! Auch nach Ausschluss weiterer Faktoren wie dem mütterlichen BMI, dem sonstigen Ernährungsverhalten und der Gesamtkalorienzufuhr blieb die Signifikanz erhalten.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27159792
Brauchen wir ein Verbot für Süßstoffe bei Schwangeren?
Mehrere Theorien stehen im Raum WIE Süßstoffe das Körpergewicht bei Erwachsenen beeinflussen „könnte“
- Veränderungen des Glukosestoffwechsels (Pepino)
- Schädigung der Darmflora (Suez)
- Dysregulation der Appetitkontrolle (Davidson)
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Sylvetsky et al Süßstoffkonsum der Mutter auch in der Muttermilch nachweisen konnten.
Indikation für ein grundsätzliches Süßstoff-Verbot bei Schwangeren gibt dennoch noch nicht:
1.
Bis dato liegen Untersuchungen wie die genannte und auch weitere Studien zu erhöhtem Risiko auf Gewichtszunahme und/oder für das metabolische Syndrom lediglich im Bereich von Beobachtungsstudien vor, die in der Hierarchie der Evidenz einen Platz ganz unten einnehmen. (zB Swithers 2013)
2.
Gegenläufige Studien berichten von einer Risikosenkung auf Übergewicht dank künstlicher Süßstoffe. (Chen, Ludwig)
3.
Besagte Studie unterscheidet nicht zwischen einzelnen Süßstoff-Varianten, inkludiert ebenso nicht in Lebensmitteln enthaltene Süß- oder Zuckerersatzstoffe und gibt keinen genauen Verweis zur verwendeten Menge. Mit dem BMI wurde das Übergewicht-Risiko anhand eines eher ungenauen Markers bestimmt
Fazit
Wie bei Erwachsenen fehlen auch bei Schwangeren und deren Nachwuchs nach wie vor endgültige eindeutige Beweise aus randomisierten Studien die eine Empfehlung zum Verzicht auf Süßstoff in der Schwangerschaft rechtfertigen würden.
Ich rufe zum gemäßigten Verzehr auf nach dem Motto: „DIE DOSIS MACHT DAS GIFT“ und zwar solange bis zu diesem Thema endgültig Klarheit herrscht!
Alles rund um die Schwangerschaft gibt es auch in meinem Schwangerschafts-Ratgeber
Weitere Quellen
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20592133
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22854404
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25263228
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25543075
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22509243
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21653241
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23850261
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18535548
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19339405
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11229668
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21505330
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25231862
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21424985
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26267522