Die Geschichte beginnt so: Ich bekomme einen gesponserten Beitrag zu einem neuen Buch über Aminosäuren mit dem Titel „Die Aminorevolution“. Gekauft, begonnen zu lesen und dabei auf einen interessanten Aspekt gestoßen, den ich so noch nie an mir selbst untersucht habe.
Zitiert wird eine Studie (1) der zur Folge man über 14 Laborwerte bestimmen könne, ob eine Person „gesund altert“. Unter Markern wie Blutfetten, Blutzucker oder Laktat die allesamt nicht verwunderlich erscheinen, sind neben dem Aufkommen an Ketonkörpern (AcAce), Albumin (ein Marker für den onkotischen Druck, der die Dynamik des Austausches von Stoffen widergibt) sowie GlycA (ein Marker der sich möglicherweise für die Feststellung systemischer Entzündungen und kardiovaskuläre Risiken eignet) auch diese 5 Aminosäuren:
- Histidin
- Isoleucin
- Leucin
- Valin
- Phenylalanin
Bei 4 dieser Aminosäuren handelt es sich um sogenannte essentielle Aminosäuren. Lediglich Histidin gilt als semi-essentiell.
Bestandsaufnahme
Wie viele vielleicht wissen, ernähre ich mich mit meinen knapp 100kg auf 1,75m und einen Körperfettgehalt um die 9-12% seit über 5 Jahren auf eine spezielle Art und Weise.
- Nach den generellen Vorgaben meines Ernährungskonzepts HBN – Human Based Nutrition
- Nur von etwa 100g Protein pro Tag
- Von zusätzlich etwa 30g essentiellen Aminosäuren pro Tag (HBN EAA CODE)
Meine Leber ist gesund, meine Nieren arbeiten normal. Die Verdauung ist gut und Proteinfürze kenne ich nur aus Erzählungen von Freunden oder Bekannten.
Die Frage die sich dennoch stellt:
Wie hat sich binnen dieser langen Zeit meine Versorgung mit essentiellen und nicht essentiellen Aminosäuren angepasst?
Aminogramm
Basierend auf internen Creascreen-Studien zur Erfassung der Konzentration bestimmter Aminosäuren von Westeuropäern mit 760 Probanden habe ich ein Aminogramm erstellen und bewerten lassen. Ziel war dabei es, Kenntnis über meinen Versorgungsstatus mit Aminosäuren zu erhalten:
- Gesamt
- Insbesondere in Hinblick auf die 5 oben genannten Aminosäuren für gesundes Altern
Die Ergebnisse
Anbei das aktuelle Ergebnis meines Aminogramms. Die Blutprobe wurde nüchtern, nach nächtlicher Nahrungskarenz in der Wochenmitte entnommen.
Meine Erkenntnisse
1.
Mit den wichtigen 5 bin ich SAFE. Bei Isoleucin, Leucin, Valin und Phenylalanin war dies auch zu erwarten, da sie Bestandteil meiner EAA-Supplementierung HBN EAA CODE sind. Histidin war spannend, da es als semi-essentielle Aminosäure nicht Bestandteil in HBN EAA CODE ist.
2.
Insgesamt ergab sich kein kritischer Aminosäure-Status, weder bei essentiellen, noch bei nicht-essentiellen Aminosäuren. Für mich persönlich dennoch optimierungsbedürftig:
- Lysin
- Homoarginin (hängt mit dem Lysin-Status zusammen (2))
- Alanin
Optimieren
In der Optimierungsphase werde ich versuchen, über gezielte Lebensmittelauswahl meinen Status bei Lysin und Alanin zu optimieren. Ersatzweise bestünde die Möglichkeit zur Ergänzung.
Alanin findet sich vornehmlich in:
- Schellfisch
- Makrele
- Scholle
- Rindfleisch (Roastbeef)
- Hühnchen
- Garnelen
- Linsen
- Soja
- Limabohnen
Lysin findet sich vornehmlich in:
- Milch
- Rind
- Lachs
- Hühnchen
- Eier
- Buchweizen
Mehr Aminosäuren – Bessere Gesundheit?
Sofern nun der Eindruck entstehen sollte: “ Je mehr Aminosäuren, insbesondere der wichtigen 5, desto gesunder das Altern“, möchte ich dies unbedingt relativieren. Wichtig ist es, die richtige Menge dauerhaft bereit zu stellen, nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel.
Insbesondere bei BCAA streitet man sich derzeit, inwieweit auch ein über die Ernährung ausgelöstes, erhöhtes Blutaufkommen einige unschöne Erscheinungen fördert, die da wären:
- Insulinresistenz (3)
- Insulinresistente Zustände einschließlich Diabetes (3)
- erhöhtes kardiometabolisches Risiko (3)
- schlechtere Körperzusammensetzung (mehr Gewicht und Körperfett) (6)
- neurologische Störungen (7)
- erhöhtes Aufkommen an oxidativem Stress (7)
Auf der anderen Seite gibt es auch Hinweise auf negative Effekte einer zu geringen Versorgung mit BCAA wie:
- einem erhöhten Demenz-Risiko (4)
- erhöhter Depressionsneigung (5)
- erhöhter Sterblichkeit und Gebrechlichkeit im Alter (7)
Einfluss zugeführter Aminosäuren auf Blut-Amionsäurespiegel?
Das alles macht unterm Strich nur dann Sinn wenn man um einen echten Zusammenhang zwischen aufgenommenen Aminosäuren und dem Aminosäureaufkommen im Blut weiß. Tatsächlich gibt es hierzu noch nicht sehr viel Literatur. Eine aktuelle Studie von Iguacel et al geht davon aus, dass ein solcher Zusammenhang für essentielle Aminosäuren in einer schwach positiven Korrelation gegeben sei während es für nicht essentielle Aminosäuren keine klare Korrelation gibt. Man muss abwarten was weiterführende Studien hierzu aufzeigen.
Schlüsse ziehen
Das Aminogramm zeigt, dass die Langzeitverabreichung von etwa 1g Protein pro Kilogramm Körpergewicht plus essentieller Aminosäuren in der Lage ist:
- unter normalen Bedingungen genug Histidin bereitzustellen um einer ausreichenden Versorgung zu genügen.
- den Proteinstoffwechsel sportlerkonform zu versorgen
- abbauende und ausleitende Organe wie die Leber oder die Nieren zu entlasten
- die Verdauung zu entlasten
- eine gute Körperzusammensetzung zu fördern
Werde ich basierend auf diesen Erkenntnissen nun tatsächlich gesunder altern?
Kann man sich auf die Referenzbereiche des Amiongramms verlassen?
Das alles wird sich im Verlauf der kommenden Jahre zeigen. Ich werde dieses Thema weiter verfolgen. Für mich selbst, mein Konzept und meine Coachings offeriert diese „One-Man-Study“ auf alle Fälle interessante neue Erkenntnisse. Solltest du dich auch für eine derartige Analyse, oder eine angepasste Ernährungsplanung nach meinen Vorgaben interessieren schreibe mir gern eine Email.
Sportlicher Gruß
Dein
Holger Gugg
Quellen
(1)
https://www.nature.com/articles/s41467-019-11311-9
(2)
https://forschung-sachsen-anhalt.de/project/homoarginin-kardiovaskulaerer-risikofaktor-19024
(3)
https://www.body-coaches.de/warum-man-es-mit-bcaa-und-whey-nicht-uebertreiben-sollte
(4)
https://alz-journals.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1016/j.jalz.2018.01.003
(5)
https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0160542
(6)
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31412601/
(7)
https://link.springer.com/article/10.1007/s00726-009-0269-0
(8)
https://www.clinicalnutritionjournal.com/article/S0261-5614(21)00228-4/pdf