Creatin ist der Dauerbrenner wenn es um die Steigerung von Kraftleistungen geht. Insbesondere im Bereich Schnellkraft
existiert hierfür sogar ein sog. Claim d.h. Firmen die Creatin verkaufen dürfen offiziell und ohne sich strafbar zu machen mit dieser Eigenschaft werben. Damit es dazu kommt, muss die Studienlage zur Effektivität eindeutig und gleichzeitig das Potenzial auf mögliche Nebenwirkungen minimiert ausfallen. Health Claim macht beim Geschlecht zumindest was Creatin angeht keine Unterschiede, also sollte es bei Frauen ebenso gut wirken wie bei Männern. Ist dem wirklich so?
Weit weniger eindeutig als das kraftsteigernde Potenzial von Creatin ist sein Einsatz in Reduktionsdiäten. Creatin ist bekannt dafür Gewicht eher ansteigen zu lassen und taucht beinahe nirgends explizit auch in Diätplänen auf. Sollte man es dennoch auch in seiner Reduktionsphase einsetzen?
Viel Spaß
Einsatz von Creatin in Reduktionsphasen?
Tatsächlich finden sich spezifisch zum Einsatz von Creatin in Reduktionsphasen nur sehr dürftige Untersuchungen und keinerlei klare Aussagen ob man von einer Einnahme auch hier profitiert oder nicht (1). Selbst im Natural-Bodybuilding-Guide von Helms, Aragon und Flitschen (2) wird zum spezifischen Einsatz von Creatin weder geraten noch abgeraten, die getroffen Aussagen sind allgemein gehalten und lassen auf keine klare Linie schließen.
Denkbare Vorteile
• Erhalt guter Kraftwerte auch unter einem Kaloriendefizit
• Erhalt eines guten Hydrationsstatus auch unter „lower“ Carb
(Vorteile der Effekte von Muskelzellschwellung (3))
• Möglicher Appetit hemmender Effekt (6,7,8) wobei hierzu auch neutrale Ergebnisse vorliegen (9,10,11)
• Erhöhtes Aufkommen bei Wachstumshormon in Ruhe ähnlich der Verwendung von Arginin (18), wobei in Verbindung mit intensiver anaerober Belastung auch eine Creatin-bedingt abgestumpfte Reaktionen beobachtet wurden (19)
Nicht genau belegt ist
… inwieweit Creatin in der Lage ist Muskulatur in der Reduktionsdiät vor dem Abbau zu schützen (4,20). Untersuchungen sprechen sich neben Muskelschutz durch schnelle ATP-Re-Synthese auch für andere hypothetische Mechanismen wie ein Dämpfung pro-inflammatorischer Zytokine, die Stimulierung von Satellitenzellen oder das Hochregulieren von Proteinsynthese-Genen aus. Bei Parise et al (21) wurde schon 1985 ein Proteinabbau hemmender Effekt nachgewiesen allerdings nur im Rahmen einer Versuchszeit von 9 Tagen und auch nur bei Männern, während bei Frauen ein derartiger Effekt ausblieb. Was also fehlt sind eindeutige Ergebnisse aus länger angelegten Studien. Neutrale Ergebnisse finden sich auch zum Einfluss von Creatin auf das Insulinaufkommen (17) und in diesem Zusammenhang die Insulinsensivität (5)
Mögliche Nachteile
Für mögliche Nachteile einer Supplementierung mit Creatin während der Reduktionsphase sich Studien von de Oca et al (12) und Huso et al(13) aus. Beide berichten in Verbindung mit anaerober Belastung von nachteiligen Effekten ausgehend von Creatin auf die Fettverbrennung. Beide Mal verloren Placebogruppen Körperfett, die Creatin-Gruppen aber nicht. Huso et al (13) stellten als mögliche Begründung unter dem Einfluss von Creatin eine vermehrte Kohlenhydratoxidation und dem zur Folge eine gleichzeitig reduzierte Fettoxidation fest, wie Sie auch in anderen Studien bereits auftrat (14,15,16)
Fazit
Zum Einsatz von Creatin auch in Reduktionsphasen finden sich nicht nur weit weniger Untersuchungen, das wenige Material ist zudem geprägt von Uneinigkeit und zu kurz angelegten Versuchsaufbauen. Unterm Strich KANN Creatin sich als nützlich in Sachen Muskelschutz erweisen muss es aber nicht zwangsläufig. Wer dank Creatin auch im Kaloriendefizit seinen Kraftlevel und gute Muskelfülle erhalten kann sollte es zum Einsatz bringen. Wer im Laufe seiner Diät Stagnation beim Fettabbau bemerkt und bis dato noch Creatin supplementiert, sollte den Versuch wagen und es gezielt absetzen
Einsatz von Creatin bei Frauen?
Für viele Athletinnen stellt die bekannteste und zweifelsohne beste Nahrungsergänzung im Bereich Leistungssport immer noch ein NoGo dar. Schuld daran sind meist Nachsagungen zu einem drastischen Gewichtsanstieg, einem aufgeschwollenen Look und jede Menge Wasser im Gesicht. Keine Frau legt auf solche Erscheinungen Wert aber treten Sie denn tatsächlich auf oder profitiert man auch als Frau quasi frei von Nebenwirkungen von Creatin?
Aufnahme
Schon 1992 berichtet eine Studie von einer hervorragenden Creatinabsorption und einer merklichen Erhöhung des Creatinpools bei Frauen die der von Männern in nichts nachsteht. Bis zum heutigen Tage fehlen zudem Hinweise die darauf deuten würden, dass es unter den Non-Respondern (Personen bei denen Creatin Monohydrat keinerlei Wirkung entfaltet) mehr Frauen als Männer gäbe.
Kraftleistungen und Körperzusammensetzung
An untrainierten Probandinnen die über 10 Wochen zunächst 20g Creatin über 4 Tage als Ladedosis einnahmen und im Anschluss 5g Creatin über 10 Wochen als Erhaltungsdosis supplementierten konnten bereits 1997 positive Effekte nachgewiesen werden. Im Jahre 2000 stellten Mihic und Kollegen einen signifikanten Anstieg an fettfreier Masse sowohl bei Frauen als auch bei Männern fest, während Blutdruck, Creatinkinase und Creatinin-Werte von Creatin nicht beeinflusst wurden. Der Vollständigkeit halber ist zu erwähnen, dass ein Kraftzuwachs in der Gruppe der Männer hier deutlicher eintrat als bei weiblichen Probanden. Im Jahre 2003 ergab sich aus der Meta-Analyse von Branch ein positiver Effekt von Creatin-Monohydrat auf die Körperzusammensetzung. Insgesamt 100 Studien wurden gesichtet ohne dabei einen signifikanten Unterschied zwischen Mann und Frau feststellen zu können. 2013 wurde auch an älteren Damen (69 Jahre und älter) ein eindeutiger Zuwachs an Maximalkraft, fettfreier Masse und Muskelmasse in Verbindung mit der Aufnahme von 5g Creatin pro Tag über 12 Wochen in Verbindung mit einem angepassten Krafttrainingsprotokoll festgestellt (23-43). In der wohl aktuellsten Studie zu Creatin an trainierten Frauen stellten die Forscher in Verbindung mit gleichzeitiger Aufnahme von Wheyprotein nach einem Krafttraining weder bessere Kraftwerte, noch verbessertes Muskelwachstum in der Creatin-Gruppe fest (22).
Muskelschutz
Wie oben bereits berichtet ergaben sich bei Parise et al antikatabole Effekte ausgehend von einer reduzierten Leucin-Oxidation bei Creatin lediglich bei Männern und nicht bei Frauen (21).
Wassereinlagerungen
Eine vermehrte intrazelluläre Wasserspeicherung im Laufe der ersten Einnahmewoche wird mit Creatin auch bei Frauen stattfinden (das soll sie auch). Da Frauen jedoch generell weniger Muskelmasse und damit auch weniger Potenzial für derartige Vorgänge aufweisen, fallen Gewichtsanstiege wenn sie überhaupt eintreten deutlich geringer aus als dies oftmals bei Männern beobachtet wird. Vandenberghe stellte 1997 speziell bei Frauen verbesserte Kraftwerte ohne jegliche parallele Erhöhung des Körpergewichts oder Körperfettgehalts fest. Ein Ergebnis, welches in Folgestudien an Lacross-Spielerinnen sowie bei Fußballerinnen nochmals bestätigt wurde (23-43).
Kre-Alkalyn besser?
Nach wie vor verkauft sich sog. gepuffertes Creatin, Kre-Alkalyn oder wie auch immer es genannt wird wie verrückt. Insbesondere Frauen gaukeln Hersteller noch immer Vorzüge gegenüber einer Verwendung von Creatin Monohydrat vor, für die dann ein nicht unerheblicher Mehrpreis in Kauf genommen wird. Auch Männern sollen von besseren Effekten, einer besseren Aufnahme und einigen sonstigen angeblichen Vorteilen dank gepuffertem Creatin profitieren. “Alles Mumpitz” – so lässt sich in zwei Worten das Studienergebnis von Jagimet al (44) zusammenfassen in der die Effekte von Creatin Monohydrat und gepuffertem Creatin verglichen wurden. Fallt nicht herein auf diesen Marketing-Gag!
Resümee
Auch für Frauen finden sich größtenteils positive Meldungen zu einem Leistungszuwachs sowie zu positiven Veränderungen der Körperzusammensetzung mit Creatin und zwar ohne gleichzeitig größere unerwünschte extrazelluläre Wasseransammlungen oder sonstige Nebenwirkungen. Teilweise werden nicht alle Effekt die bei Männern beobachtet werden auch bei Frauen nachgewiesen, weshalb man insbesondere als Frau in Reduktionsphasen ganz bedacht und wohl kontrolliert für sich herausfinden sollte ob man davon profitiert oder eben nicht. Einen Mehrpreis für gepuffertes Kreatin nimmt der jeweilige Hersteller dankend entgegen, einen Mehrwert hat man weder als Frau noch als Mann davon nicht zu erwarten
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Quellen
(1)
https://jissn.biomedcentral.com/articles/10.1186/1550-2783-4-6
(2)
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4033492/
(3)
https://www.peak.ag/de/classic/peak-blog/pump-modewort-der-szene-oder-wichtiger-marker-fuer-muskelwachstum
(4)
http://www.scirp.org/journal/PaperInformation.aspx?PaperID=62283
(5)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17396216
(6)
(7)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/7778463/
(8)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC155510/#B7
(9)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9216554/
(10)
(11)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9475647
(12)
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23822690
(13)
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12391059
(14)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22080314
(15)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20716911
(16)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23800565
(17)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12624482
(18)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11297004
(19)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16331142
(20)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2905310/
(21)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11509496
(22)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27866187
(23)
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10694109
(24)
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22971354
(25)
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12945830
(26)
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11509496
(27)
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23053133
(28)
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9390981
(29)
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11483809
(30)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/14767409
(31)
(32)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1327657
(33)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/14971965
(34)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12660408
(35)
(36)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10512346
(37)
(38)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10601174
(39)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10642369
(40)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10409565
(41)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15320650
(42)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11099372
(43)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11985944
(44)