„Tanzen ist in. Durch Shows wie Lets Dance hat Tanzen in den letzten Jahren große Aufmerksamkeit erlangt. Tanzen sieht gut aus, erfordert Körpergefühl und Beweglichkeit, aber kann man damit auch seine geistige und körperliche Fitness verbessern? Wir klären heute die Fakten!
Tanzen – Ein großer Begriff
Sieht man sich die Definition von Tanzen an fällt direkt auf, dass es sich hierbei um etwas Vielseitiges und Vielschichtiges handelt. Tanz ist die Umsetzung von Inspiration in Bewegung. Speziell bei Tanzen stammt die Inspiration von Musik oder aber Rhythmus. Diese Form der Inspiration wird überall auf der Welt in den verschiedensten Ausprägungen praktiziert:
- Tanzen als Ritual oder Brauch
- Tanzen als darstellende Kunstform
- Tanzen als Beruf
- Tanzen als Sportart
- Tanzen als Therapieform
- Tanzen als Gefühlsausdruck
Beim Tanzen trifft körperliche Bewegung auf geistigen Anspruch, soziale Interaktion und Gefühl. Naheliegend also, dass Tanzen etwas ist, dass uns Menschen guttut.
Tanzen – Fitness auf mehreren Ebenen
Tanzen gegen chronischen Stress
Die Anwendung von Bewegung zur Stressbewältigung ist nicht neu. Bewegung ist in der Lage auf Basis von Hormonen und Neurotransmittern den Stresshormonspiegel (Cortisol) zu regulieren. Eine schöne Studie mit dem Titel „Dance your stress away“ stammt von Vrinceanu et al (1). Die Forscher untersuchten die Effekte eines Tanztrainings das Grobmotorik, Sozialisation und Körperbewusstsein älterer Frauen drei Mal wöchentlich trainierte. Primärer Endpunkt war die sog. „cortisol awakening response“ als Marker für chronischen Stress. Wie sich zeigte, sorgte diese spezielle Art der Bewegung für positiv veränderte Cortisol-Reaktionen. Diese traten bei den Probandinnen unabhängig von Veränderung der kardiorespiratorischen Fitness auf. Kim & Kim (2) konnten in deren Studie zeigen, dass Tanz-Arten wie Hip-Hop oder Latin Dance sich nicht nur körperlich auf den Blutfluss und die Herzfrequenz auswirken, sondern auch Endorphine ausschütten, die dafür bekannt sind, den akuten Stresslevel zu senken.
Tanzen für gute Stimmung und geistige Fitness
In der oben zitierten Studie (2) wurden die 232 Probanden auch in Hinblick auf deren Stimmung über eine standardisierte Skala bewertet und mit Veränderungen anderer sportlicher Betätigungen wie Eislauf oder Body-Conditioning verglichen. Die tanzende Gruppe berichtete insgesamt über die besten Effekte. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch Marcin Zajenkowski (3), stellten aber Unterschiede fest, die damit zu tun hatten, ob aus freien Stücken oder unter Wettbewerbsdruck getanzt wurde. Forscher gehen davon aus, dass Tanzen nicht nur den Belohnungskreislauf im Gehirn, sondern auch den Hippocampus aktiviert. Dieser Teil des Gehirns ist hauptsächlich für Emotionen und das Gedächtnis zuständig. Zu Tanzen offeriert die Möglichkeit, sich unbewusst an schöne Gefühle aus der Vergangenheit zu erinnern.
Ein aktiver Hippocampus ist im Übrigen auch wichtig zur Vorbeugung vor kognitivem Abbau und Demenz. Untersucht hat man diesen Umstand an Menschen im Alter von 63 bis 80 Jahren und konnte dabei feststellen, dass Tanzen die Neuroplastizität des Gehirns nachhaltig vermag zu beeinflussen (4). Eine weitere Studie verglich insgesamt 11 Freizeitaktivitäten wie Golf, Schwimmen oder eben Tanzen in Hinblick auf deren Einfluss zur Ausbildung für Demenz. Die einzigartige Kombination aus körperlicher und geistiger Anstrengung mit sozialer Interaktion wie sie beim Tanzen vermittelt wird hatte zur Folge, dass man nur bei Tanzen eine Senkung des Demenzrisikos feststellte.
Eine andere Art „Stimmungsveränderung“ durch Tanzen darf auf keinen Fall vorenthalten werden. „Ka mate, Ka mate“ heißt einer der beliebtesten Tänze der Māori der in Sportarten wie dem Rugby zur Team-Motivation und sicher auch ein kleine wenig zur Einschüchterung der Gegner vor einem Spiel getanzt wird.
Tanzen für körperliche Fitness
Tanzen hat bereits vor vielen Jahren Einzug auch in Fitness-Clubs gehalten. Die wohl prominenteste Bewegung nennt sich Zumba, ein durchaus ambitioniertes Fitness-Programm auf der Basis von tanzenden Elementen. Untersucht wurde der Einfluss von Zumba bei Barranco-Ruiz et al (5) auf gesundheitliche Marker an 65 unsportlichen Frauen im Alter von durchschnittlich 38 Jahren. Binnen 16 Wochen zeigten sich bemerkenswerte Veränderungen sowohl auf psychischer als auch auf körperlicher Ebene. Vendramin et al (6) führten 2016 einen systematischen Review zum Einfluss von Zumba auf die Gesundheit durch und kamen zu dem Schluss, dass es sich dabei um eine wirksame Art der körperlichen Belastung handelt, die sich positiv auf die aerobe Leistungsfähigkeit auswirken kann. Hinweise auf Effekte in Richtung Muskelkraft und Flexibilität wurden als begrenzt beschrieben.
In Hinblick auf die Auswirkungen von Tanzen auf die Muskelkraft sowie die Integrität von Knochen und Gelenken wird Tanzen auch in anderen Studien (7,8) als ungenügender Ansatz beschrieben. Neben Tanzen muss es zur vollständigen Ausbildung der körperlichen Fitness also immer auch ein begleitendes Krafttraining geben. Dies gilt neben Freizeit-Tänzerinnen und Freizeittänzer im Übrigen auch für Profis.
Resümee
Das Besondere an Tanzen ist das gemeinsame Interagieren von Körper, Geist und Mitmensch mit Rhythmen und Musik. Genau das macht Tanzen zu einem äußerst interessanten Hobby für mentalen Ausgleich aber auch für geistige Fitness. Mit ambitionierten Sport-Tanz-Programmen wie z.B. Zumba lässt sich auch die Ausdauerleistungsfähigkeit trainieren. Eine ausreichende Belastung für Muskeln, Gelenke und Knochen stellt Tanzen in den meisten Fällen allerdings nicht dar, weshalb für ganzheitliche Fitness ein begleitendes Krafttraining von unserer Seite empfohlen wird.
SHUT UP AND DANCE – Tolle Tanzangebote findest du bei der Tanzschule Berlin oder auch online bei Detlef Soost.
Dein Team Body-Coaches
Quellen
(1)
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31124397/
(2)
https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.2466/pms.104.4.1265-1270
(3)
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25318539/
(4)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6040685/
(5)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7312518/
(6)
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27317918/
(7)
https://www.researchgate.net/publication/32117167_The_Significance_of_Muscular_Strength_in_Dance
(8)
https://journals.lww.com/nsca-jscr/abstract/1990/08000/the_effects_of_supplemental_weight_training_for.6.aspx
Ein Kommentar
Ich finde Tanzen ist ein sehr guter Sport! Cardio, Stretching, Arbeit mit Körperflexibilität und Rhythmusgefühl. Es ist eine Kombination!